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Rettungsaktion Teil4

E

s war noch dunkel draussen, als wir uns wieder aus der Höhle, in der wir Unterschlupf gefunden hatten, hinaus wagten. Es schneite. Normalerweise hätten wir über diesen Umstand geschimpft wie die Rohrspatzen, doch in diesem Falle mochte sich der Schnee als unser bester Verbündeter erweisen.
Im Schutz von Dunkelheit und Schnee näherten wir uns der Festung und gelangten schliesslich tatsächlich unbemerkt bis an die Mauer. Unser Plan sah vor, über eine kleine Ausfallpforte in die Festung zu gelangen, und über den Rest hatten wir uns natürlich keine Gedanken gemacht. Planlos wie immer also.
Um an die Ausfallpforte zu gelangen, mussten wir uns über einen schmalen Sims schieben, immer dicht an die Festungsmauer gepresst, und das war nicht gerade einfach, denn dieser (zensiert) Sims war vereist. So kam, was kommen musste: Asak geriet ins Rutschen, und sein Gezappel brachte auch mich aus dem Gleichgewicht. Während ich mich noch aus eigener Kraft halten konnte, benötigte Asak Kiwas Hilfe, um nicht abzustürzen. Stimmen über uns verrieten, dass man uns gehört hatte, doch zum Glück war man dort oben offenbar der Meinung, dass die Geräusche wohl mal wieder von den Höhlentrollen stammten...
Ich zog mich wieder hinauf und spuckte erst mal Blut aus, denn ich war reichlich unsanft mit dem Kinn auf dem Sims aufgekommen. Glücklicherweise hatte ich bei dieser Aktion keine Zähne eingebüßt, sonst wäre ich vermutlich wirklich sauer gewesen. Doch so hakte ich das als nun mal passiertes Missgeschick ab.
Langsam schlichen wir weiter, und schliesslich gelangten wir an die besagte Pforte, die natürlich komplett vereist war. Mit einigen Unterbrechungen konnte Asak sie aber vom Eis befreien, die Pforte öffnen... Und mit einer einladenden Geste deutete er auf den nun freien Weg in die Festung.
Oh ja, man konnte merken, dass dieser Weg nach draussen von Zwergen für Zwerge gebaut worden war. Wir alle mussten die Köpfe einziehen, Asak ging richtig gebückt. Nun ja, Trolle sind ja ein wenig größer als die meisten anderen Namensgeber...
Nach ein paar Metern hörten wir ein leises Knirschen, und als wir begriffen, ging es auch schon abwärts mit uns. Allerdings nicht weit. Wie durch ein Wunder entgingen Kiwa und Vierna den im Boden steckenden Pfählen. Asak und ich hatten da weniger Glück, wobei ich immer noch mehr Glück als Asak hatte. Eine tiefe Fleischwunde im linken Oberarm war alles, was ich davon trug. Wir kletterten wieder raus aus der Grube und sahen uns an. Das fing ja wirklich gut an.

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nzählige Türen später, so zumindest schien es uns, fanden wir eine kleine Kammer, in der Waffen lagerten. Da ich zu jenem Zeitpunkt nur mit Dolchen, Wurfdolchen und einem Kampfstab bewaffnet war, beschloss ich, mir hier lieber ein Schwert anzueignen. Der Stab war zwar recht nützlich, doch manchmal war ein Schwert einfach besser. Hier zum Beispiel.
Schliesslich gelangten wie zu einer Treppe, und auch hier gab es eine Falle. Asak machte jedoch den Mechanismus ausfindig und entschärfte die Falle, so dass wir uns nun frei hier bewegen konnten. Die Frage war nur, ob wir nach oben oder nach unten gehen sollten.
"Hier in diesem Bereich werden wir den König nicht finden", flüsterte Asak, der schon mal hier gewesen war. "Wir müssen erst mal nach oben. Von dort aus kommen wir in den Bereich, wo wir hin müssen."
Asak mochte oft ein Holzkopf sein, doch in diesem Falle vertrauten wir ihm und seinem Wissen. Wir gingen die Treppe hinauf und gelangten zu einem Raum, der sich als Wachstube entpuppte. Dort unterhielten sich zwei Zwerge, die ziemlich überrascht waren, als wir plötzlich eintraten. Da die schnellste Waffe nun mal die bereits gezogene ist, waren wir klar im Vorteil, und die beiden Wachen ergaben sich kommentarlos. Nun ja, beinahe jedenfalls.
"Sagt mal, wie kommt ihr denn hier rein?" fragte der ältere der beiden.
"Durch die Tür", kommentierte ich trocken, während ich dessen Kollegen verschnürte.
"Sagt mal, was macht ihr beiden hier eigentlich? Was ist eure Aufgabe?" fragte Asak, der noch immer einen Pfeil auf seinem gespannten Bogen in deren Richtung hielt.
"Wir sollten aufpassen, dass keiner durch die Ausfallpforte..."
Als der Zwerg sah, wie wir zu grinsen begannen, verstummte er. Ihm war klar, dass sie versagt hatten.
"Sagt mal, wer ist eigentlich euer Chef?" wollte Asak noch wissen.
"Ich weiss nicht, wo er her kommt. Sein Name jedoch lautet Amon Task."
"Danke, das reicht", sagte Asak freundlich, schlug beide Zwerge bewusstlos und sperrte sie in eine Vorratskammer, nachdem wir sie noch geknebelt hatten. "So, und jetzt wärmen wir uns hier kurz auf, dann sehen wir weiter."
Ja, doch, toller Plan. Möglicherweise aber genau das richtige Rezept. So die Passionen uns gewogen waren. (Buäh! Wie pessimistisch das klingt...) Nun ja, wir wärmten uns also kurz auf, dann wagten wir uns in den Hof der Festung, immer tapfer Asak hinterher. Mittlerweile war aus dem Schneetreiben ein ausgewachsener Schneesturm geworden. Das war gut, denn so würde man uns nicht erkennen können.
So gelangten wir an eine Tür, hinter der, wie Asak wusste, der Bereich begann, in dem wir den König finden würden. Als wir vor der Tür standen, hörten wir Stimmen. Eine gehörte einer Frau, die andere definitiv Amon Task. Wir öffneten die Türe vorsichtig einen kleinen Spalt breit und erkannten, dass Task alleine im Raum war und über einen magischen Spiegel kommunizierte. Wir hörten jedes Wort.
"Ihr solltet Euch beeilen, Task", sagte die Frauenstimme gerade. "Die Informationen, die dieser alte Zwerg besitzt, sind wichtig für uns!"
"Ich weiss", brummte Amon Task ziemlich missmutig. "Ich hab so ziemlich alles versucht, aber aus dem alten Goldkacker haben wir bislang nichts heraus bekommen. Nichts. Absolut gar nichts!"
"Dann werdet Ihr andere Maßnahmen ergreifen müssen, Task", fauchte die Frauenstimme. "Diese Adepten sind nicht dumm, Task. Sie sind bestimmt schon auf dem Weg nach Weltende."
"Serafin, ich brauche..."
"Schweig, du Narr! Sieh zu, dass du die Informationen bekommst, dann leg den Alten um und töte diese verdammten Adepten! Enttäuscht mich besser nicht noch einmal, Amon Task!"
Offenbar war die Unterhaltung damit beendet. "Die sind bestimmt schon auf dem Weg...", äffte Task den Tonfall Serafins nach.
"Falsch, wir sind schon hier!" knurrte Asak und liess seinen Pfeil fliegen.
Task wäre schwer verwundet worden, doch ein magisches Amulett schützte ihn vor den schlimmsten Schäden dieses Angriffs und zog sein Schwert. "Sieh an, sieh an, ihr seid schneller, als wir dachten. Nun gut, töte ich eben zunächst euch, dann diesen Zwerg."
"Und wovon träumst du nachts?" fauchte Vierna und griff an.

Der Kampf lief nicht gut für uns. Wir hatten bislang immer gedacht, Task wäre ein Bogenschützenadept, doch wir hatten uns offensichtlich geirrt. Er entpuppte sich als Schwertmeister, für den das Bogenschiessen nur ein Hobby war!
"Kiwa! Zerstör den Spiegel! Oder werf ihn um, so dass seine Spiegelfläche unten liegt!" rief ich und begann damit, einen Zauber vorzubereiten. Mit diesem Spiegel mochte Task wer weiss was anstellen. Ich hatte jedenfalls nicht vor, es auszuprobieren! Ich arbeitete schnell und gründlich, und mein Zauber erwischte Task. Ich beabsichtigte, ihn in seinen Bewegungen zu behindern, damit meine Gefährten eine Chance hatten. Mehr konnte ich derzeit nicht erwirken. Doch zu meinem großen Pech konnte dieser elende theranische Bastard die Wirkung meines Zaubers abschütteln.
Etwas hatte ich damit aber trotzdem erreicht: erstens war er dadurch abgelenkt, so dass meine Gefährten sich neu formieren konnten, zweitens hatte ich seine Aufmerksamkeit auf mich gezogen, und drittens... hatte ich damit die Arschkarte gezogen! Als er mich mit seinem Schwert angriff, hatte ich dem nicht viel entgegen zu setzen. Seine Waffe fügte mir eine lange, tiefe Schnittwunde zu, die sich von meiner linken Hüfte quer über den Oberschenkel nach innen bis fast zum Knie zog. Der Blutverlust und der daraus resultierende Schock liessen mich bewusstlos werden.

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ierna klärte mich später, als ich wieder zu Bewustsein gekommen war auf, was sich weiter ereignet hatte. Tasks Angriff auf mich hatte meinen Gefährten in der Tat eine gute Gelegenheit verschafft, und sie hatten ihn in die Enge drängen können. Doch der Spiegel hatte noch immer gestanden, und er hatte ihn aktiviert und ihn als Portal genutzt. Asak und Kiwa waren ihm gefolgt und hatten ihm noch weitere Verletzungen zufügen können, hatten dann aber zurück gemusst, weil sich das Portal zu schliessen begonnen hatte. Asak hatte Amon Task schwerst verwundet eine Treppe hinab stürzen sehen. Keiner von beiden konnte sagen, ob Task noch lebte oder nun endlich tot war. (Wie wir später merkten, hatte dieser dreckige Bastard überlebt...)
Nachdem sich Vierna sorgfältig um meine Wunde gekümmert hatte, machten wir uns auf die Suche nach dem König, den wir schliesslich in einer kleinen, aber mit unschön anzusehenden Instrumenten vollgestopften Kammer fanden. Es stank nach Blut, Schweiss, Ekrementen und Erbrochenem, und der König bot ein Bild des Jammers. Dennoch empfanden wir auch tiefsten Respekt vor ihm, da er allen Folterungen zum Trotz keinerlei Informationen preisgegeben hatte. Wir befreiten ihn aus dem Käfig, in dem er gelegen hatte, versorgten seine Wunden, verabreichten ihm einen Heiltrank und sorgten dafür, dass er saubere Kleidung bekam. Zum Glück hatten wir welche gefunden. Doch nun kam der heikle Teil: wir mussten den König auch wieder hier raus schaffen und nach Throal zurück bringen.

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ch warf einen vorsichtigen Blick aus Amon Tasks Arbeitszimmer hinaus auf den Hof. Warum sich keiner meiner Gefährten das getraut hatte, war mir persönlich schleierhaft, doch ich opferte mich. Was ich sah, liess mich grinsen.
"Freunde, das Wetter ist mit uns! Bei dem Schneesturm kann man kaum fünf Schritt weit sehen. Wir können also den kürzesten Weg nehmen und einfach quer über den Hof laufen. Selbst wenn uns jemand bemerken sollte, wird uns niemand erkennen können", erklärte ich.
Also machten wir uns auf den Weg zurück Richtung Wachstube. Dort angekommen, mussten wir feststellen, dass wir zuvor riesiges Glück gehabt hatten: in einem Nebenraum schliefen nämlich mehrere Wachen...
Für Asak waren sie nun eine Gefahr, da wir ja jetzt den König zu schützen hatten. Ohne Zögern metztelte er die Wachen im Schlaf, wir anderen sahen stumm zu. Eigentlich war das nicht richtig, was unser Troll da tat, aber andererseits hatte er recht: der König musste um jeden Preis geschützt werden, und diese Wachen standen derzeit auf der falschen Seite.
Wir beschlossen, die Festung auf dem gleichen Weg wieder zu verlassen, auf dem wir gekommen waren, also ab durch die Ausfallpforte. Um den König besser transportieren zu können, zerlegte der Troll ein Bett und packte den bewusstlosen Zwergenherrscher auf der Liegefläche, wo dieser von Kiwa sorgfältig gesichert wurde. Dann machten wir uns auf den Weg nach draussen.

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ir waren nicht weit gekommen. Zwar hatten wir die Festung problemlos hinter uns lassen können, doch der Schneesturm zwang uns, in etwas mehr als einer halben Meile Entfernung zur Festung in einer Höhle Unterschlupf zu suchen, denn selbst Ork und Troll kamen kaum noch voran.
Kiwa schaffte es irgendwie, eine solche Höhle ausfindig zu machen, und dankbar tauchten wir in ihrem Dunkel unter, verhängten den Eingang und opferten eine der wenigen verbliebenen Ölflaschen Asaks, um ein Feuer in Gang zu bringen.
Vierna, die über ein kleines Maß an medizinischen Kenntnissen verfügte, behandelte zunächst Seine Majestät, danach kümmerte sie sich gründlich um meine Wunde. In der Festung hatte sie nicht viel tun können, doch hier hatte sie Ruhe, reinigte die Wunde noch einmal und vernähte sie dann.
Während wir um das Feuer kauerten, machte ich mir so meine Gedanken. Irgendetwas stimmte mit mir nicht. Als wir auf dem Rückweg über den Sims gegangen waren, diesmal mit einem Seil gesichert (auf dem Hinweg waren uns die Ösen dafür nicht aufgefallen...), hatte ich plötzlich das dringende Bedürfnis gehabt, unserem Troll einen kleinen Schubs zu verpassen. Auf der glatten Oberfläche wäre dies sein sicherer Tod gewesen, denn dann wäre er in die Tiefe gestürzt. Ich hatte diesen Drang glücklicherweise unterdrücken können, doch es gab mir zu denken. Erst viel später sollte mir Asak gestehen, dass er beinahe das Sicherungsseil gekappt hätte...

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er Sturm hielt unvermindert an, und hinzu kam, dass Kiwa und Vierna während der Nacht seltsame Geräusche in den Tiefen der Höhle gehört hatten. Und bei dem Ruf, den die Berge von Scytha so hatten, trug das nicht gerade zur Besserung unserer Stimmung bei.
Asak sah am Morgen nach, wie es drausen aussah. Als er zurückkam, meinte er: "Der Sturm hält an. Es würde Seine Majestät und unseren Knochenschubser umbringen, wenn wir uns da rauswagen würden."
Also blieben wir. Asak sah sich um und entdeckte eine Schleimspur. Er folgte ihr und stand schliesslich vor einem Stein. Der Troll versuchte zu entziffern, was da drauf stand, doch er konnte es nicht. Kiwa und ich begleiteten ihn beim nächsten Anlauf. Ratlos starrte ich auf den Stein und die kaum noch lesbaren Zeichen. Ob es an den Schmerzen lag, die ich von der neuerlichen Behandlung am Morgen hatte oder ich schlicht mit dem Dialekt nicht klarkam... Jedenfalls konnte ich die Zeichen nicht lesen. Kiwa schon. Und nachdem sie den Text vorgelesen hatten, war uns klar, dass diese Höhle einer der Eingange zum Königreich Scytha gewesen war. Und was mit diesem Königreich passiert war, war bekannt...

A

m nächsten Morgen brachen wir auf. Der Sturm hatte nachgelassen, und Asak bahnte uns den Weg, während Kiwa den König trug. Trotz der Wunde, die von meiner linken Hüfte über den Oberschenkel bis fast zum Knie reichte, hielt ich mich tapfer. Ich kam zwar nicht so gut und schnell voran wie sonst, aber es ging.

To be continued...





letzte Änderung 21-May-2007 22:00:21 CEST von unknown.



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