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Die Reise Nach Ohn3

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Autor: Daniel


H

öhe Mister Morian?"

"Mehr als 400 Meter Kapitän."

"400 Meter? Wir sind viel zu hoch für so einen dichten Nebel."

"Aye, Kapitän!"

Es ist gerade Abend geworden und mit der Dämmerung kam ein dichter Nebel, der uns die Sicht fast völlig nimmt. Außergewöhnlich daran ist, dass er so plötzlich kam, dass es niemand von uns gemerkt hatte.

"Irgendwas vom Krähennest aus zu sehen Mister Schattenhand?"

"Nur die graue Nebelwand!"

Sehr beunruhigend diese Situation. Wir befinden uns noch immer über vasgothischem Boden und nach unserer bisherigen Erfahrung ist jede kleinste Veränderung der natürlichen Umstände der Vorbote eines großen Unheils.
Die nahezu völlige Abwesenheit des Windes lässt zu, dass sich eine gespenstische Ruhe über das Deck legt.

"Halbe Fahrt vorraus Mister Morian."

Die sonst so gesprächige Crew verrichtet schweigend ihre Arbeit. Ihre Augen fahren ständig verdächtigend über den Nebel. Auch sie haben gelernt, dass in Vasgothia nur die Wachsamen eine Chance zu überleben haben.

"Holt Tarek! Er sollte sich das besser mal ansehen."

Ein Matrose macht sich auf die Suche nach unserem Geisterbeschwörer.
Ich atme die kalte Luft ein. Der Nebel lässt mich kaum über den Bug unseres Schiffes blicken. Es ist, als würden wir durch ein graues Nichts fliegen. Die unheimliche Stille und die dadurch erzeugte Anspannung werden von einen lauten Krachen, dem abrupten Stoppen unseres Schiffes und einem Fall nach Vorn gebrochen. Irgendetwas hat uns hart getroffen und uns an dieser Stelle festgenagelt.
Das hatten wir doch schonmal?! Instinktiv laufe ich unter Deck in den Kanonenraum und tatsächlich: Die Ursache für unser Anhalten ragt aus dem Boden des Schiffes. Was ist denn das? Was auf den ersten Blick aussieht wie ein Glassplitter ist die Spitze eines Kristalls. Wer schießt denn mit Kristallen auf uns? Hier muss ja der absolute Wohlstand ausgebrochen sein.

Durch das in unserem Schiff entstandene Loch kann ich ein Stück an dem, was ich bis dahin für ein Geschoss gehalten hab, hinabsehen. Das untere Ende der Kristallspitze bleibt irgendwo im Nebel verborgen. Für ein Geschoss jedenfalls ist der Kristall zu groß.

"Schiff vorraus!" schallt es von Deck hinunter zu mir in den Kanonenraum. Ich laufe also zurück an Deck und sehe nicht nur, wie der Nebel langsam nachlässt, sondern auch wie ein Schiff um uns kreist.

Auf dem Fremden Luftschiff sind Namensgeber zu erkennen die uns verwundert betrachten. Da sie längst in Schussreichweite sind, aber nocht keine Anstalten machen ihre Kanonen zu laden bleiben auch unsere Kanonenläufe leer. Vorerst.

Die Fremden drehen noch eine Runde um unser Schiff, fliegen dann nah an unser Schiff heran und rufen etwas in einer uns nicht verständlichen Sprache. Ich rufe zurück in unserer Sprache und stoße auf eine ähnliche Reaktion. Nach kurzer Zeit bemerke ich in dem Gebrabbel ein paar mir bekannte Silben und schon bald glaube ich ein Grundverständnis für die Fremdsprache entwickelt zu haben.
So kann ich erfahren, dass wir uns über der Stadt Marmoria befinden und sie keine feindlichen Absichten haben.

"Es tut mir leid um euer Schiff."

"Scheiße ja! Was habt ihr euch dabei gedacht einfach so auf uns zu schießen?"

"Nun um genau zu sein, haben wir nicht auf euch geschossen. Es war ein Unfall. Ihr seid in unser Bauprojekt geraten."

"Euer Bauprojekt? In 400 Metern Höhe in dichtem Nebel?"

"Nein natürlich nicht."

"Das hätte mich auch gewundert. Wer baut schon unter solchen Umständen..."

Er unterbricht mich: "Wir bauen unter der Erde und lassen unsere Türme dann in den Himmel schießen"

Ich lache ein wenig. Er sieht mich ernst an.

"Unter der Erde?"

"Ja." Er verzieht keine Miene.

"Und dann schießen eure ... Türme ... aus dem Boden?"

"Ja." Immernoch kein Anzeichen dafür, dass er mich anlügt.

Der meint das tatsächlich ernst. Ich kriege kaum noch ein Wort heraus.

"Und der Nebel ist..."

"Er soll uns Schutz nach Außen bieten."

"Wovor wollt..."

"Wir möchten gern autonom bleiben."

Ich stammel noch ein wenig vor mich hin und kann nicht aufhören, mir die unglaubliche Magie vorzustellen, die diese Türme aus der Erde sprießen lässt.

Uns wird angeboten, unser Luftschiff in der Stadt reparieren zu lassen. Dieses Angebot können wir natürlich nicht abschlagen.
Wir werden also in den Hafen geleitet. Der Nebel hat sich ein wenig gelegt und gibt den Blick auf mehrere dieser Kristalltürme frei. Sie haben die Form von langgezogenen Diamanten.
Nach der Landung werden wir von einer kleinen Gruppe Leute begrüßt, welche von einer Elfin geführt werden. Die Reparaturen an unserem Schiff werden mindestens zwei Tage dauern.

Die ganze Stadt scheint in einem durchgängigen, fast blendendem Weiß, welches die Farbe der Türme und Gebäude hier darstellt. Insgesamt wirkt das sehr steril, langweilig und unfreundlich. Ganz im Gegensatz zu den Bewohnern: Die sind nämlich extrem nett zu uns. Sogar wenn ich zusätzlich zu meiner gewöhnlichen Unhöflichkeit noch extra patzig bin, wird mir alles was ich wissen möchte beantwortet. So viel Freundlichkeit verunsichert mich völlig.
Ich beschließe, mich vorerst aus Gesprächen fern zu halten.

Wir gehen mit der Elfin in Richtung eines Turms. Darin befindet sich unsere Unterkunft für den Aufenthalt hier.

Ich schaue nach oben, kann aber die Spitze des Turms nicht erkennen, da sie in den Nebel ragt. Hoffentlich haben die hier Fahrstühle.

Wir betreten die Lobby. Die Innenräume hier sind passen sich dem Bild der Stadt an. Langweiliges Weiß. Funktional orientierte Einrichtung.
Die Elfin führt uns in einen Fahrstuhl. Angenehme Musik erklingt irgendwo aus den Nichts. Ach toll! Aber sowas hab ich doch schonmal erlebt?!

Ich werde aus dem Bann der Musik gerissen, als der Aufzug anhält und Terp aussteigt. Ich möchte es ihm gleichtun, doch die Elfin hält mich auf.
"Das ist noch nicht euer Stockwerk, Beliall."
Wir haben hier nicht nur eigene Zimmer, sondern gleich eigene Stockwerke. Wahnsinn!

Nach kurzer Fahrt halten wir erneut. "Stockwerk 109. Hier müsst ihr raus. Das Restaurant ist übrigens im 100. Stock."
Ich steige aus. Der Fahrstuhl hinter mir schließt sich.Ich befinde mich in einem runden Raum mit knapp 60 Schritt Durchmesser. Die Möblierung passt sich den weißen Wänden, dem weißen Gebäude und überhaupt der ganzen Stadt an. Der Blick aus dem Fenster offenbart nichts als die graue Nebelwand.
Nach kurzem Umsehen ist mir schon langweilig. Ich entscheide die anderen abzuholen und das Restaurant zu testen.

Ich drücke also auf den Knopf am Aufzug und stelle mich bei seiner Ankunft hinein. Die Tür schließt sich und um mich herum sind vier weiße Wände, doch nirgendwo kann ich Knöpfe, ein Schaltpult oder Ähnliches erkennen. Verdammt! Wie hat die Elfin das Ding in Bewegung gesetzt?
Ich taste die Wände nach Unebenheiten ab. Nichts. Ratlos stehe ich in der Mitte des Aufzugs.

"Äh... Zu Terp. Bitte!"
"Terp Entin!"
"Wechsle Stockwerk! Terp Entin!"
"Wir sind nicht einmal 60 Minuten hier und es kotzt mich alles an." denke ich laut.
Als ich fertig gesprochen habe, merke ich, wie sich der Aufzug in Bewegung setzt. Sehr gut! Wahrscheinlich braucht er einfach eine Weile, um zu verstehen wo ich hinmöchte.
Die Tür öffnet sich und ich sage: "Hey Terp lass uns..."

Eine alte Frau sieht mich verwundert an.

"Ihr seid nicht Terp!"

"Du bist ja ein sehr kluger Bursche!"

"Wo bin ich hier?"

"Im 60. Stock. In meiner Wohnung um genau zu sein. Verschwinde!"

Angesichts meines völligen Versagens beim Verstehen der Bedienung des Fahrstuhls beschließe ich, den Ball schön flach zu halten und steige wieder ein. Man Zeck! Manchmal bist du einfach zu dämlich!
Ich sage laut die Nummer des Stockwerks, in dem Terp herausgelassen wurde und kann ihn und die anderen so endlich abholen.

Wir fahren (nachdem jeder den ich abgeholt habe innerhalb von fünf Sekunden im Fahrstuhl auf die Lösung des Bedienungsproblems gekommen ist) also in den 100. Stock.
Das Restaurant ist ein einziger großer Raum, der sich über mehrere Stockwerke zieht. Alle Tische, abgesehen von denen am Boden, stehen auf balkonartigen Rängen, die sich an den Wänden des Raumes erstrecken. Sie sind über Treppen miteinander verbunden. Wir bekommen einen Tisch auf einer mittleren Ebene direkt am Fenster.

Eine Menschin kommt zu uns und fragt, was wir haben möchten. Als ich einen Whiskey bestelle schaut sie mich verständnislos an.

"Sowas wie Whiskey haben wir hier nicht. Was ist Das?"

Okay Zeck. Du darfst jetzt nicht in Panik geraten. Ihr habt genug auf dem Schiff. Kein Grund zur Sorge.

"Was nehmt ihr denn hier, wenn ihr etwas Spaß haben wollt." Als ich das frage merken meine Gruppenmitglieder die leichte Angst in meiner Stimme.

"Ach sowas wollt ihr. Ja da kann ich euch was bringen."

Nochmal Glück gehabt. Irgendwas haben die also hier. Die Bedienung verlässt unseren Tisch. Es befinden sich noch andere Gäste im Restaurant, doch im Vergleich zu barsaivischen Gaststätten ist es hier erstaunlich ruhig. Angeregte Unterhltungen anderer Gäste sucht man hier vergebens.

Nach einiger Zeit kommt die Menschin wieder und bringt uns kleine Beutel mit einem weißen Pulver. Soso! Alkohol haben die nicht aber sowas geben die ohne große Umstände an ihre Gäste.
Ich wäre wohl nicht Zeck Beliall wenn ich noch viel Fragen würde, bevor ich das Zeug nehme. Außer mir konsumieren auch noch Shania, Finn und Theseus etwas.

Ich bin danach zwar kurz weggetreten, aber insgesamt war das der langweiligste Trip den ich je hatte. Bei meinen Gefährten scheint die Wirkung sehr viel stärker zu sein. Muss wohl an der Gewohnheit liegen. Ich bin enttäuscht. Nichtsdestotrotz möchte ich den Bewohnern hier nicht den Geschmack eines guten Whiskeys vorenthalten. Zum Glück habe ich immer etwas bei mir. Die Crew sieht es einfach nicht gern, wenn ich nüchtern fliege.

Die Bedienung kommt an unserem Tisch vorbei, ich winke sie heran und biete ihr etwas von diesem edlen Tropfen an. Sie ist sehr neugierig und nimmt das von mir gefüllte Glas dankedn entgegen. Ich lächele sie an. Sie nimmt einen kräftigen Schluck und ihr Gesichtsausdruck verändert sich.
Sie beginnt schrecklich zu husten. Ich lache ein wenig. So geht es den meisten, die das zum ersten mal trinken. Die Bedienung allerdings findet das gar nicht witzig.

"Wollt ihr mich vergiften?"

"Keine Angst. Das ist in den wenigsten Fällen tödlich."

"Ich werde mich auf der Stelle über euch beschweren."

Sie dreht sich um und stapft wütend die Treppen hinunter. Ich lächele immernoch ein wenig. Nicht nur aus Schadenfreude, sondern auch, weil das die erste richtige Emotion von den Bewohnern dieser lahmen Stadt war, die ich gesehen habe.

Wir bleiben den Abend noch ein wenig in der Gaststätte und haben Spaß. Den anderen Gästen scheint das merkwürdig vorzukommen. Unser Tisch ist der einzige, an dem sich laut unterhalten, gelacht und getrunken wird. Die Bewohner dieser Stadt gehen tatsächlich nur ins Restaurant um still etwas zu essen.

Was die anderen Gäste denken ist uns egal. Der Abend verläuft weiterhin nett, doch der Tag war anstrengend. Wir verlassen das Restaurant also frühzeitig und fahren auf unsere Zimmer.

Insgesamt ist es hier ganz schön langweilig. Mit der Hoffnung, dass unser Luftschiff schnell repariert ist gehe ich zu Bett.

Die Reise nach Ohn 1
Die Reise nach Ohn 1.1
Die Reise nach Ohn 1.2
Die Reise nach Ohn 2
Die Reise nach Ohn 3
Die Reise nach Ohn 3.1





This particular version was published on 05-Dec-2009 17:20:59 CET by Daniel.


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